Buchgezwitscher: Unser großes Bedenken

Vor einigen Tagen wurden wir von einer Autorin kontaktiert, um ihre bis jetzt 8 freigeschalteten Kapitel ihres Buches zu rezensieren. Wir sind beim Recherchieren auf einige Unstimmigkeiten gestoßen und wollen hiermit unsere Bedenken mit euch teilen.







Mit einer neuen Marketingidee versucht die Autorin C. Junker ihren Debutroman "Emily Anderson und das Vermächtnis der Gebrüder Ysenhoff" populär zu machen.
Auf der Internetseite zu diesem Werk kann man nach und nach die einzelnen Kapitel (Nebenbei:das Buch umfasst 29 Kapitel plus Epilog) freischalten. Das erste Kapitel war frei, ebenso wie der Epilog kostenlos sein wird.
Die weitere Freischaltung ist spendenbasiert. Möglichkeiten zur Spende sind folgende: SMS und Telefonanruf für jeweils 49 Cent Gebühren, PayPal-Zahlung mindestens 33 Cent als Spende und direkte Überweisung für mindestens 20 Cent. Den Restbetrag der Spende kann man frei wählen, genauso wie die Häufigkeit der eigenen Spende.
Wie funktioniert nun die Freischaltung der Kapitel genauer? Für diese ist immer eine bestimmte Anzahl von Spendern nötig. Beim zweiten Kapitel waren zwei Spender Voraussetzung, für das Dritte 4 Spender, für das Vierte 8 Spender usw.

So, nun zu unserem großen Bedenken.

Der Internetauftritt soll Kinder und Jugendliche ansprechen. Diese werden auch direkt dort geduzt. Uns fiel auf, dass bei den Spendenaufruf bzw. auf der ganzen Seite, keine AGB vorhanden sind bzw. keine Aufforderung an die Minderjährigen, die ja die Zielgruppe darstellen, doch bitte ihre Eltern zuerst zu fragen bevor sie spenden. Denn der Spendevorgang an sich ist für die heutige Jugend kein großes Hindernis mehr und schnell könnte man fünf SMS schicken.

Ebenso fragwürdig für uns ist der Vorgang der Freischaltung. Von Kapitel zu Kapitel sind mehr Leser (demnach auch Spender) von Nöten. Diese sollen sich von Mal zu Mal verdoppeln. Was sich erstmal nicht viel anhört, von 2 auf 4 auf 8 auf 16, geht irgendwann in die enormen Zahlen.
Wir haben das hier mal spaßeshalber in einer Tabelle aufgeführt:


Durch die Mindestanzahl von Spendern ist es nun so, dass man das bezahlte Kapitel nicht so schnell wie möglich zum Lesen bereitgestellt bekommt, sondern erst warten muss, bis genügend Leute gespendet haben. Man erfährt auch nie, wie viele Spender eingezahlt haben, sondern nur einen prozentualen Teil in Form eines Balkens.


Kommen wir zu unseren abschließenden Gedanken:

R.S. meint: Die Idee der Autorin, ihr Buch unabhängig von einem Verlag zu veröffentlichen, finde ich persönlich sehr gewagt und auch mutig. Auch dass sie so viel eigene Werbung macht und bei dem Design so viel investiert hat, bewundere ich und dies zeigt für mich, dass sie zumindest Vertrauen in ihr Werk hat. 
Anderseits sage ich mir: Mhm, es wird schon einen Grund geben, warum die Verlage dieses Buch nicht veröffentlicht haben. Und mir gefällt auch nicht, dass dieses System so undurchsichtig ist und das man auf der Internetseite auch nicht genügend Hinweise zur rechtlichen Lage bekommt (noch mal: KEINE AGB!) und keine Warnungen für Minderjährige.
Genauso merkwürdig finde ich, dass es "Spenden" heißt, obwohl man doch ein Buch nach und nach kauft, oder?

Egoliquida meint: Wenn die Autorin ihr Werk wirklich für so viele Lesebegeisterte und Jugendliche wie möglich zugänglich machen wollte, hätte sie es auch für kostenlos bereitstellen können. Zudem sollte man auf jeden Fall Minderjährige vor der Suchtgefahr warnen, denn sehr schnell können die mal eben zehn Mal anrufen. Daneben hat sie die volle Kontrolle, wann und ob sie nun die nächsten Kapitel wirklich freischalten wird. Ob das wirklich nach obigen System abläuft, kann keiner nachvollziehen, bzw. überprüfen. Ferner finde ich die Unsummen, falls sie das wirklich durchzieht, nicht gerechtfertigt, aber das wird ja von der Anzahl der Spenden entschieden.

Was denkt ihr über diese Marketingstrategie? Findet ihr unsere Bedenken gerechtfertigt?


17 Kommentare:

  1. bwsbwsbws häää?
    Ich werde mal meine Meinung für mich behalten und nur einen ganz kurzen Fakt schreiben:

    "Bis heute sind über 30 Millionen Exemplare in deutscher Sprache verkauft worden" Wikipediaeintrag zur GESAMTAUFLAGE ALLER DEUTSCHEN HARRY POTTER BÄNDE

    Die Autorin scheint da schon sehr selbstbewusst zu sein wenn sie denkt dass ihr eines Kapitel fast 5 mal so viele Leser haben wird wie alle Harry Potter Bücher zusammen (Und doppelt so viele wie Deutschland Einwohner hat. Hust)
    Die Summe des Geldes lasse ich mal komplett unkommentiert.

    Liebe Grüße,
    Mila

    Okay ich muss doch ein klein wenig meiner Meinung preisgeben: LOL.

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    1. Mila, du hast mich so zum Lachen gebracht :) Ich denke mal, die Autorin wird bei späteren Kapitel "als Geschenk an die Leser" ganz viele Spenden "erlassen". Einfach, weil es anders gar nicht geht.^^

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    2. Falls es doch anders geht (vielleciht ist ja irgendwem das 28. Kapitel 13 Millionen auf einen Shclag wert? KANN JA SEIN???!) braucht sie auf jeden Fall nie wieder zu arbeiten. Mutig isses, muss man sagen. Wenn das klappt werd ich übrigens auch Autor! :)

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  2. Doch, eins noch: Der erste Harry Potter Band hat seit seinem Erscheinen (vor 15 Jahren...) WELTWEIT eine Verkaufszahl in zweistelliger Millionenhöhe. Genauso wie die Autorin das für das 28. Kapitel ihres Romans erwartet. Ach nee, sie erwartet dreistellig.

    Geht mir nicht mehr aus dem Kopf die Geschichte. Ob die Autorin das Zahlengerüst jemals durchdacht hat?

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    1. Sie hat deutlich gesagt, dass sie davon leben will... anscheinend ihr ganzes Leben lang. hahaha

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  3. Hahahaha

    "Mama ich WILL jetzt aber das Buch zu Ende lesen. Das ist so spannend und ich habe schon 5 Jahre auf das 27.Kapitel gewartet!"
    "Aber ja mein Schatz, wir müssen nur noch kurz auf die 134 Millionen Leute warten, die das auch wollen"

    Sorry, jetzt hör ich aber wirklich auf.
    :D

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    1. Oh Gott, hör auf, ich weine schon noch vor Lachen. =)

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  4. Okay mal Spaß beiseite. hier ein paar ersnte Gedanken zum Thema (das mir wirklich nicht mehr aus dem Kopf geht).

    Ich hab mir überlegt die ganze Geschichte auch bei mir zu posten, mich dann aber dagegen entschieden. Nach den ersten Lachern glaube ich könnte sich die Sache nämlich wirklich zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für die Autorin auswachsen und damit meine ich nicht nur ihr Buch sondern ihre Glaubwürdigkeit. Die Autorin ist mir sympathisch und ich finde es bewundernswert, dass sie sich ein neues System ausgedacht hat. Noch dazu hat sie es tatsächlich geschafft mich neugierig auf das Buch zu mache, so dass ich mir die ersten Kapitel am Wochenende mal anschauen werde.

    ABER (und ich hoffe sehr, sie wird das irgendwann mal lesen und zwar möglichst bevor es zu spät ist) ich glaube sie hat sich da mit dieser Zahlensache (die derart abwegig ist, dass sie nicht durchdacht sein KANN) wirklich in etwas hineinmanövriert was sich unangenehm entwickeln könnte. Ihr seid übrigens nicht die ersten, denen die Zahlen auffallen, auf ihrer Facebookseite kommentiert sie einen entsprechenden Kommentar so:
    "Ja, du hast recht, für die letzten Kapitel braucht es eine große Fangemeinde. Doch ebenso wie Emily selbst in ihrem Abenteuer immer optimistisch in die Zukunft blickt, glauben wir vom Emily-Anderson-Team an den Erfolg der Geschichte und hoffen, viele Lesefans zu überzeugen. Und: Neben dem kostenfreien Start ganz zu Anfang sind natürlich während der Veröffentlichung weitere Überraschungen geplant… ;)" Das hört sich ziemlich ins Blaue hinein an und so als ob die Verdoppelungspläne eher nicht durchgehend sein werden. Allerdings weiß ich das als Leser nicht, deshalb werde ich mich hüten, ein Kapitel eines Buches zu "kaufen", von dem ich viellecith nie den Rest erfahren werde.

    UND - völlig abgesehen davon ob das Buch nun gut ist oder nicht - diese Zahlensache ist ein Eyecatcher, der alleine schon für den Gag einen Post wert ist. Sobald das erstmal einige Blogger aufgeschnappt haben, kann die Sache ganz schnell ziemlich hohe Wellen schlagen. Mit Objektivität ist da dann nicht mehr viel, noch dazu im Internet.

    Dies meine ich also wirklich als gutgemeinte Warnung an die Autorin: Überlegen sie sich ihre Zahlen nochmal. Stellen Sie das richtig und rudern Sie im Ernstfall zurück. Kommentare wie der oben genannte können da ganz schnell von den Medien auseinandergenommen werden und die Story ist einfach zu gut um nicht irgendwo bald aufzutauchen. Dem Buch wird das aber leider nicht helfen.

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    1. Dem stimme ich zu, wenn zusätzlich noch auf der Seite stehen würde, dass man bei der Benutzung des Telefons etc. erst die Eltern fragen sollte usw.
      Und die ganze Sache mit den Lesern sollte durchsichtiger sein.

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    2. Absolut. Dieses ganze Thema dramatisiert die ganze Geschichte noch. Ich glaube aber (hoffe. sehr.) das es da einfach von Anfängerfehlern wimmelt!

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    3. Aber mal ehrlich, sie investiert einen Haufen Geld für Programmierer und Illustratoren etc., da kann man doch so was nicht vergessen, nicht dass irgendwann eine Horde wütender Eltern mit der teuren Telefonrechnung sie verklagen und ihr ganzes Spendenhonorar für den Anwalt draufgeht^^

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  5. Ich kann euch beiden nur zustimmen. Am Anfang des Posts dachte ich noch" Hej, die ist mutig...das ist interessant!" Am Ende habe ich nur noch ungläubig den Kopf geschüttelt: das ist größenwahnsinnig, selbstüberschätzend und gefährlich in vielerlei Hinsicht.
    Ich finde es ja gut, wenn junge und/oder noch unbekannte Autoren neue moderne Wege suchen, ihre Bücher zu veröffentlichen und ein Leserstamm aufzubauen. Dieser erscheint mir aber als der Falsche.

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  6. Diese Email hat auch mich erreicht und ich habe es mir (aus mangelndem Interesse an der Geschichte) gar nicht so genau angeschaut.
    Aber euer Eintrag überrascht mich gerade :D Vielleicht sollte ich die Email doch noch mal hervorkramen und genau lesen ;)

    Liebste Grüße und ich kann eure Bedenken durchaus verstehen.

    LG EMMA

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  7. Liebes Team vom Seitenhauch Blogspot,

    als Autorin von Emily Anderson habe ich Ihre Hinweise und Ihren Austausch zu meiner Veröffentlichung verfolgt. Ich hätte sehr gern bereits im Vorfeld auf Ihre Bedenken reagiert, zumal ich mit meiner anfänglichen E-Mail an Sie selbst den direkten Kontakt gesucht hatte.

    Die von Ihnen aufgeführten Punkte zu den Themen AGB und Jugendschutz werden aktuell nochmals rechtlich geprüft und ggfs. schnellstmöglich angepasst. Unter http://www.emily-anderson.com/2012/07/zur-spendenmechanik-aus-aktuellem-anlass/ finden Sie und alle anderen Leser öffentlich meine Stellungnahme zu den anderen Punkten.

    Beste Grüße
    C.R.Junkers

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    1. Ich freue mich, dass Sie die Kritik ernstnehmen.

      Die Möglichkeit zur Reaktion im Vorfeld haben Sie sich genommen als das Spendenschema online veröffentlicht wurde und wie aus ihrer Facebook Seite ersichtlich, waren wir nicht die ersten denen das Schema ungereimt vorkam.

      Wie Sie mit Sicherheit gesehen haben, haben wir unsere Meinung nicht leichtfertig gebildet und unsere Kritik wirklich als wohlmeinenden Tipp gemeint. Im Netz müssen Sie aber damit rechnen, dass wir die Minderheit darstellen und nicht jeder erst recherchiert und reflektiert bevor er sich eine Meinung bildet. Am wenigsten irgendein zynisches, schlagzeilenheischendes Onlineblatt. Seien Sie sich dessen von Anfang an und mit jedem Wort das online erscheint bewusst. Und nicht nur Worte, sondern selbst der Tonfall (beispielsweise einer Stellungnahme) können sehr schnell missinterpretiert werden.

      Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Buch!

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  8. Hallo Egoliquida,
    vielen, vielen Dank, dass du Leserin meines Blogs geworden bist :) das freut mich sehr :))
    Als eine Art kleines Dankeschön habe ich dich getaggt:
    http://ichliebelesen.blogspot.de/2012/07/ich-wurde-zum-ersten-mal-getaggt.html

    Viel Spaß und ganz liebe Grüße
    Deine Lea :) <3

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  9. Hey :)

    interessanter Blogeintrag, da ich die Mail ebenfalls bekommen habe. Ich werde mir jetzt mal noch die Stellungnahme der Autorin durchlesen und dann überlegen, ob ich darüber poste oder nicht...

    Liebe Grüße,
    Larissa

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