Rezension: Vollendet

"Ich hasse euch dafür, was ihr getan habt. Niemals vergebe ich euch. Aber als er endlich auf Seite zehn angelangt ist, schreibt er: Ich liebe euch. Euer ehemaliger Sohn Connor." (S. 145)





Autor: Neal Shusterman
Verlag: Sauerländer
Seiten: 429
Preis: 16,99€ (gebunden)
Reihe: 1. Band von 3





Worum geht's?
Im Gesetz steht, dass Kinder, deren Leben bis zum 13. Lebensjahr unantastbar ist, rückwirkend abgetrieben werden können. 
Dadurch stehen Connor, Risa und Lev stehen vor dem selben Problem: Sie sollen umgewandelt werden, d.h. ihr gesamter Körper wird auseinandergenommen, um dann als Organspende wiederverwendet zu werden.
Lebst du, wenn deine Einzelteile in anderen Menschen sind, oder bist du dann tot?

Meine Meinung:

Wie bin ich auf das Buch gekommen?
Ich habe es unendlich oft in der englischen Originalversion (Unwind) gesehen und war drauf und dran es in besagter Ausgabe zu lesen, denn es wurde immer als außerordentlich gute Dystopie gehandelt. 
Aber ich war faul und es hat sich gelohnt zu warten. ;D

Erwartungen an das Buch?
Ich hatte immer Jugendliche im Krankenbett vor meinem geistigen Auge, die ungefähr solche Gespräche führen:
"Hm, ich frage mich, wann mein zweiter Arm ab ist und ich nicht mal mehr Karten spielen kann."
"Du hast Luxusprobleme, ich kann nicht mehr sehen!"

Erwartungen erfüllt?
Es hat nichts mit meinen Erwartungen zu tun.^^

Das Werk beginnt mit einer Flucht. Ist das nicht total... öde?
Muss denn wirklich in jeder Dystopie dieses Plotelement vorkommen? Zudem empfand ich den Start etwas holprig, denn ich konnte mich nicht sofort in Connor hineinfühlen.
Dann wechselte die Perspektive zu dem Waisenmädchen Risa, die ja, flüchtet.
Und was nun mit der dritten Perspektive, Lev, passiert, kann man sich nun ausrechnen.

Spannend wird es erst ab ca. der Hälfte, wenn diese elende Flucht ein Ende nahm.
Die Idee wo sie landen und die ganze Geschichte drumherum, ja auch die Protagonisten haben mich zu diesem Zeitpunkt dann mitgerissen.

Nach meinen Anfangsschwierigkeiten mit den drei Charakteren wuchsen zumindest die zwei Jungen, Connor und Lev, mir ans Herz. Risa war eben normal, ein vernünftiges Mädchen.
Lev, der zuerst die Umwandlung befürwortet, hatte Zeit bekommen, die in anderen Büchern viel geringer ausfällt, um diese Meinung zu revidieren.

Aspekte der Geschichte haben einleuchtend gezeigt, welche grauenvolle Ausmaße die Gesetze haben. Davon profitierte die Story ungemein.
Dazu werden lose Fäden vom eher mühseligen Beginn am Ende wieder aufgenommen, die zu wirklich guten Wendungen bzw. Überraschungen werden, dies hat mir sehr gefallen.
Daneben hatte ich auch sehr viele unterschiedlichste Emotionen und zum Nachdenken bin ich auch gekommen.

Ansprechend fand ich auch die bitterbösen Nebeninfos z.B.:
"Als sich seine Eltern scheiden ließen, entbrannte ein brutaler Kampf um das Sorgerecht für ihn. Zwei Jahre und sechs Gerichtstermine später war er immer noch nicht entschieden. Am Ende konnten sich sein Vater und seine Mutter nur darauf einigen, dass sie Hayden umwandeln lassen wollten, als dem anderen das Sorgerecht zuzubilligen."( S.133)

Ich würde persönlich nicht der Meinung sein, welche die Story vermittelt, wenn es z.B. um Gehirnspenden geht, aber interessant und erschreckend war diese Idee. Dennoch war mir dieser Seelen/Erinnerung im Körper-Aspekt ein bisschen zu grotesk. Meinem Weltbild entspricht es nicht und das machte es natürlich für mich etwas suspekt. Für das Buch als solches, war es natürlich der wirkungsvollste und eindrücklichste Weg.

Was mich gestört hat, war die Einseitigkeit des Settings. Warum sollte eine solche Gesellschaft sich nicht in noch weiteren Bereichen wandeln, bzw. war mir eh das zu sehr auf ein Thema eingeengt.

Fazit
Es ist keine Dystopie, die mich auf jeder Seite hundertprozentig überzeugt hat, dafür bei wesentlichen Ideen und Szenen umso mehr. Erst nach einigem Blättern wuchsen mir die Protagonisten ans Herz und der Plot wurde spannender, bis hin zu einem ergreifendem Schluss.
Die Grundidee ist interessant, füllt aber keine gesamte Gesellschaft meiner Meinung nach.
Es gibt bitterböse Dinge, aber diese eigentliche Härte ist nicht vollkommen, besonders beim Schluss kam es mir so vor, als ob der Autor diesen mit angezogener Handbremse schrieb.

Für den Plot vergebe ich zwei Regalbretter, denn für mich persönlich hat die zweite Hälfte der Geschichte mir enorm viel geboten. Das Setting ist für mich eine stabile Regalebene wert und die Protagonisten und Nebenfiguren hatten für mich das gewisse Etwas, das mir bei sehr vielen Büchern fehlt: Persönlichkeit und den Hauch von Seele.
Empfehlenswert

Beitrag von Egoliquida

5 Kommentare:

  1. Tolle Rezi :)

    Ich habe von dem Buch schon einmal eine Leseprobe gelesen, war mir danach aber noch nicht sicher, ob ich es wirklich lesen soll.
    Dank deiner Rezi landet es jetzt aber auf meiner Wunschliste^^

    Liebe Grüße
    Maura

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    1. Eine gute Entscheidung. Aber du solltest nicht jedes Buch was ich gut finde auf deinem Wunschzettel packen, denn es werden jetzt immer mehr. Ich habe eine richtige Glückssträhne. :D

      Ich trage keine Verantwortung über finanziellen Ruin, etc.^^

      Ganz liebe Grüße von mir

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  2. Yay, es hat dir gefallen. :D Für mich war es bisher ja wirklich mein Dystopie-Highlight des Jahres und ich hab mir 'nen Keks gefreut, als ich die deutsche Ausgabe letzte Woche endlich in der Buchhandlung gesehen habe. So hübsch. Wesentlich schicker als das Originalcover. :D

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    1. Hm, und der Einband ist auch gleich bedruckt, es gibt keinen losen Schutzumschlag. :)

      Ich frage mich, was die Folgebände bringen werden. Da bin ich richtig skeptisch.

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  3. Eine wirklich tolle Rezension :)
    Ich bin jetzt auch ein Leser bei dir

    LG
    Emmily

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